Grundlagen der Lokalisation mit bilateralem Cochlea Implantat Bernhard Seeber, Hugo Fastl, Uwe Baumann+ AG Technische Akustik, TU München, Arcisstr. 21, 80333 München, Email: seeber@ei.tum.de + Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen-, und Ohrenkranke, Klinikum der Universität München Einleitung: Cochlea Implantate (CI) reizen die Spiralganglienzellen des Hörnerven in wenigen, breiten Bereichen mit zeitlich diskreten Stromimpulsen, deren Amplitude quantisiert ist. Dies führt zu einer gegenüber Normalhörenden verschlechterten Zeit-, Frequenz- und Intensitätsauflösung. Trotz dieses Informationsverlustes können bilateral Cochlea-implantierte Probanden akustische Signale mit hoher Genauigkeit orten (Seeber et al., DAGA 2001). Ziel der Studie ist es, mit einer hochauflösenden neuen Lokalisationsmethode zu untersuchen, welche Lokalisationsmerkmale diese hohe Lokalisationsfähigkeit ermöglichen. Methode: Die auditive Lokalisation wird mit einem bilateralen CI-Träger für verschiedene Testschalle in der vorderen Horizontalebene untersucht. Dazu wird ein Lichtzeiger mit Hilfe eines Trackballs rechnergesteuert auf die wahrgenommene Schallrichtung eingestellt. Die folgenden Testschalle werden verwendet: (1) gepulstes Breitbandrauschen, (2) Breitbandrauschen mit langsamer Hüllkurvenänderung, (3) Tiefpaßrauschen im Frequenzbereich der unteren beiden Verarbeitungskanäle des Sprachprozessors mit langsamer Änderung der Hüllkurve und (4) mit gepulster Hüllkurve, sowie (5) Hochpaßrauschen im Frequenzbereich der oberen drei Kanäle des CI-Prozessors, ebenfalls mit langsamer Änderung der Hüllkurve. Ergebnisse: Das gepulste Breitbandrauschen (1) kann mit bilateraler CI-Nutzung sehr gut lokalisiert werden. Es treten Lokalisationsstreuungen (Quartile Q) von nur 3,2° und absolute Lokalisationsfehler (F) von etwa 8° auf. Das Breitbandrauschen (2) kann ebenfalls gut lokalisiert werden (Q: 3,9°). Ein Tiefpaßrauschen (3) kann dagegen nicht lokalisiert werden, auch nicht wenn die Hüllkurve pulsiert wird (4) (F > 30°). Trotz geringer Hüllkurveninformation kann jedoch ein Hochpaßrauschen (5) lokalisiert werden (Q: 7,6°, F: 9,9°). Fazit: Interaurale Zeitdifferenzen können nicht an tiefen Frequenzen zur Lokalisation ausgewertet werden, auch nicht über die Hüllkurve. Die festgestellte Lokalisationsfähigkeit mit bilateralem CI basiert dagegen überwiegend auf der Auswertung von interauralen Pegeldifferenzen an hohen Frequenzen. Interaurale Zeitdifferenzen tragen an hohen Frequenzen nur untergeordnete Lokalisationsinformation.