Binaurales Hören mit Cochlea Implantaten Bernhard U. Seeber MRC Institute of Hearing Research, Nottingham, UK Cochlea Implantate (CIs) sind neuronale Prothesen, die das Schallsignal in elektrische Impulse umwandeln und damit den Hörnerven stimulieren. Viele der 200,000 implantierten tauben Personen können wieder Sprache verstehen, aber Störschall und Raumhall stellen ein großes Problem dar. Eine räumliche Separation der Sprache vom Störschall hilft dem Sprachverstehen mit normalem Hören, wohingegen die verwandte Fähigkeit, die Richtung eines Schalls zu bestimmen, häufig nur eingeschränkt mit CIs vorhanden ist. Wir wiesen nach, dass das Lokalisationsvermögen mit CIs überwiegend auf der Auswertung von Pegelunterschieden zwischen den Ohren basiert, während Zeitdifferenzen mit normalem Hören ausschlaggebend sind. Dies wirkt sich auf das Hören in Räumen aus, in denen der Präzedenzeffekt die Lokalisation am Ort der Schallquelle trotz des späteren Eintreffens von Schallreflexionen ermöglicht. Etwa die Hälfte der Probanden mit CIs zeigte keinen Präzedenzeffekt, was deren Probleme in reflexionsbehafteter Umgebung bestätigt. Bei einigen Patienten trat dagegen der Präzedenzeffekt auf, was nachweist, dass dieser auch ausschließlich mit der von CIs übertragenen Information in der Hüllkurve möglich ist. Bedingungen für den Präzedenzeffekt wurden in Vocoderstudien herausgearbeitet, beispielsweise dass die Tonhöhen der Trägersignale an beiden Ohren angepasst sein müssen. Da eine perfekte Kodierung der zeitlichen Feinstruktur in CIs derzeit unmöglich erscheint, weisen die Ergebnisse die Richtung für neue Lösungsansätze.